(hg) Es ist sicher nicht allzu gewagt, anzunehmen, dass der gleiche Virus, der Marco Koch die Titelverteidigung bei der EM verhagelte auch bei Reva Foos zugeschlagen hat. So musste sie sich – trotz bester Aussichten zumindest auf 200m und 400m Freistil um den Titel mitzuschwimmen – nach dem zweiten Tag schweren Herzens vom Rest des Wettkampfs verabschieden und sich dem Auskurieren widmen. Damit war die ohnehin schon geschwächte DSW-Mannschaft – bereits im Vorfeld fiel Bettina Fuhr aus – insbesondere auf Frauenseite nochmal dezimiert und es konnte nicht mal mehr eine Frauen-Lagenstaffel an den Start geschickt werden.
Einen Titel konnte sich Reva aber sogar noch sichern. Zusammen mit Lukas Löwel, Hubert Szablowski und Selina Celar konnte sie am ersten Tag helfen, den Titel in der Lagen-Mixstaffel aus dem Vorjahr zu verteidigen. Dazu kam am zweiten Tag noch ein Platz 4 über 200m Freistil in ordentlichen 1:56,95 bevor der Rest des Programms gestrichen wurde. Aber dass der DSW nicht ohne Erfolge aus Berlin zurückkommen würde, war da nicht nur durch den erwähnten Staffeltitel schon gesichert. Unsere Juniorinnen Anna Elendt und Marlene Hirschberg sowie Junior Hubert Szablowski waren in großer Form nach Berlin angereist. Auch Selina Celar und Rücken-Routinier Lukas Löwel deuteten an, dass sie ebenfalls Dampf auf dem Kessel hatten. Alles in allem war die Ausbeute am ersten Wettkampftag zwei Juniorentitel über 100m Brust für Anna und Hubert und für beide auch später die Silbermedaille in der offenen Klasse. Anna stellte dabei in 1:06,98 auch über diese Strecke einen neuen deutschen Jahrgangsrekord und gleichzeitig einen neuen Hessischen Rekord auf. Lukas zeigte als Startschwimmer über 50m Rücken in 0:24,49 einen neuen Clubrekord, Selina schwamm Bestzeit über 100m Freistil in 0:56,50. Gleiches gelang Julius Flohr über 100m Brust. Mit 0:59,39 blieb er nur ein gutes Zehntel vom Bronzeplatz entfernt. Jan Fährmann verpasst als 6. über gleiche Strecke in 0:59,79 seine Bestzeit um ein hauchzartes Zehntel.
Die Siegreiche Lagenmixstaffel mit Lukas Löwel, Reva Foos, Selina Celar und Hubert Szablowski
Am zweiten Tag gab es zwar keine weiteren Juniorenmedaillen, aber jede Menge Finalteilnahmen. Und dabei ging es gleich gut los mit Silber für Julius auf 400m Lagen. Seine 4:13,48 wurden nur durch den sehr starken Johannes Hintze (Potsdamer SV) geschlagen. Auch Selina überzeugte erneut und unterbot im B-Finale über 50m Schmetterling ihren erst am Vormittag aufgestellten Clubrekord noch einmal auf nun 0:27,62 und schwamm damit auf Gesamtplatz 11. Marlene schwamm auf 200m Rücken ebenfalls im B-Finale und unterbot ebenfalls noch einmal ihre Bestzeit mit 2:15,43. Revas Platz 4 wurde oben bereits erwähnt.
Am dritten Tag ging es dann aber richtig rund. Als Ouvertüre holte sich Marlene Gold in der Juniorenwertung über 100m Rücken. Mit 1:00,65 war sie auch von Dauerrivalin Barbara Schaal (SV Gelnhausen) nicht zu schlagen. Damit zog sie ebenso ins A-Finale ein wie Lukas auf der gleichen Strecke (0:53,89).
Danach der nächste Hammer. Anna pulverisierte geradezu ihren vor wenigen Wochen aufgestellen Deutschen Jahrgangsrekord, verbesserte die Zeit um mehr als eine halbe Sekunde und holte sich auf 50m Brust in 0:30,65 den Juniorentitel, die deutschen Jahresbestleistung und einen Platz in den TOP10 der ewigen Bestenliste (bzw. der Jahrhundertbestenliste wie sie auf der DSV-Webseite geführt wird). Hauchdünn am nächsten Juniorentitel vorbei schwamm dagegen Hubert. 0:27,57 waren aber Silber und ebenso die Qualifikation für das A-Finale wie die 0:27,81 von Jan. Julius schwamm sich als 7. gerade noch ins A-Finale über 200m Lagen, Selina als 12. ins B-Finale über 50m Freistil. Leider blieb die (zweite) Krönung des Vormittags am Ende des Abschnitts aus. Die Herren-Lagenstaffel musste nicht nur den Titel aus dem Vorjahr abgeben, sondern musste sich am Ende mit 5/100 Rückstand mit Platz 4 begnügen.
Im 3. Finalabschnitt verbesserte sich Marlene nochmal leicht auf 1.00,59 und holte Platz 6 über 100m Rücken, Lukas zog in 0:53,14 den fünften Platz. Dann kam Anna und setzte noch einmal einen drauf. Nicht so sehr das eine Hundertstel, das sie noch an ihrer Zeit abknabberte (0:30,64), sondern die Tatsache, dass sie auf den letzten Metern in einem fulminanten Endspurt noch Alice Ruhnau und Vanessa Grimberg jeweils mit rund zwei Zehntel auf die Plätze verweisen konnte, waren eine beeindruckende Vorstellung der jungen DSW-Schwimmerin. Bei den Männern schwammen Hubert (0:27,39) und Jan (0:27,53) beide Bestzeit und holten sich damit die Plätze 5 und 6. Nicht ganz rund lief es dann leider für Julius. Er holte sich auf 200m Lagen in 1:58,19 nur knapp geschlagen Platz 4. Selina schwamm nochmal Bestzeit über 50m Freistil und hätte in 0:25,72 beinah Reva den Clubrekord abgejagt – ganze 4/100 fehlten.
Anna Elendt auf dem Weg zu Titel und Rekord über 50m Brust
Am Schlußtag ging es weiter mit dem Titel- und Medaillensammeln für den Nachwuchs. Titel für Anna und Hubert über 200m Brust, Silber für Marlene über 50m Rücken. Alle damit ins A-Finale genauso wie Lukas, ebenfalls 50m Rücken. Julius versuchte es statt mit Platz 4 zur Abwechslung mal damit knapp am Finale vorbeizuschwimmen und belegte Platz 9 über 100m Lagen und Platz 10 über 200m Brust in den Vorläufen. Selina machte das Pech des Frauenteams komplett und schlug sich mehr mit ihrem Weisheitszahn als mit ihren Gegnerinnen herum.
Am Nachmittag also der Schlußakt. Und erneut gab es Edelmetall. Hubert holte sich auf 200m Brust Silber in superstarken 2:08,47, Jan unterbot im gleichen Rennen in 2:09,56 als Vierter ebenfalls die 2:10. Julius gewann in 2:11,39 das B-Finale – nochmal ein starker Auftritt unserer Brustschwimmgarde. Anna schwamm über 200m stark und mit guter Renneinteilung. 2:26,11 wären dann auch beinah ihre dritter Jahrgangsrekord gewesen und sie blieb nur 24/100 vom Bronzeplatz entfernt. Die Sprintkönigin kann also durchaus auch über 200m glänzen. Den Schlußpunkt setzten diesmal aber die Rückensprint-Juniorin Marlene und der Rückensprint-Veteran Lukas. Marlene holte sich in 0:27,93 die Bronzemedaille, auch für sie das erste DM-Podest. Lukas schwamm in 0:24,37 noch einmal Clubrekord und blieb nur 2/10 vom Podest entfernt.
In der Gesamtbilanz stehen also zwei Titel, viermal Silber und einmal Bronze in den offenen Wertungen sowie sechs Juniorentitel und zwei Silbermedaillen. Dazu noch zwei deutsche Jahrgangsrekorde, zwei hessische Rekorde und jede Menge Clubrekorde und Bestleistungen. Trotz der diversen Handicaps und Widrigkeiten also auch diesmal wieder ein starker Auftritt der DSW-Mannschaft. Cheftrainer Alex Kreisel war am Ende dann auch zufrieden und nun dürfen alle bald in ihren wohlverdienten, wenn auch kurzen, Weihnachtsurlaub gehen. “Nach der Meisterschaft” ist schließlich auch hier “Vor der Meisterschaft” und in 2018 warten erneut sportliche Nüsse, die begierig darauf sind, geknackt zu werden.
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